| 27. April 2022

Umzug ins Sammlungszentrum Augusta Raurica

Stefanie Thomann, Hochbauamt

Im Mai 2021 konnte die erste Bauetappe des Sammlungszentrums Augusta Raurica abgeschlossen werden. Seither wurden die Büroarbeitsplätze, Werkstätten, Archive und Bibliotheken aus den verschiedenen Standorten in den hellen Neubau gezügelt. Parallel dazu erfolgte der Baustart der zweiten Etappe, wo zukünftig die Fundgegenstände unter optimalen Bedingungen gelagert werden können.

Der Römerstadt Augusta Raurica obliegt die Aufgabe, die römische Koloniestadt in Augst und Kaiseraugst als ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung der Nachwelt zu erhalten, die antiken Funde und Denkmäler wissenschaftlich zu bearbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch die Notgrabungstätigkeiten in den vergangenen Jahrzehnten in Augst und Kaiseraugst, ist die Sammlung auf 1,8 Millionen inventarisierte Artefakte angewachsen.

Analog dem Wachstum der Sammlung entwickelte sich auch die wissenschaftliche, kulturelle und touristische Bedeutung der Römerstadt und damit einhergehend der Aufwand zur Bewältigung der Aufgaben. Heute arbeiten rund 60 Personen für die Römerstadt Augusta Raurica. Die Arbeitsplätze waren auf acht verschiedene Liegenschaften verteilt, grösstenteils befanden sie sich in langjährigen Provisorien. Die Sammlung wird an sechs Standorten gelagert, mehrheitlich unter konservatorisch ungeeigneten Bedingungen. Mit dem neuen Sammlungszentrum konnten die heutigen, dezentralen Arbeitsplatz-Standorte bereits aufgehoben werden. Die Depot-Standorte sollen im Jahr 2023 nach dem Umzug ebenfalls aufgelöst werden. Die Fertigstellung der zweiten Bauetappe ist für Ende 2022 geplant.

Die Ostfassade bildet die Ankunft des neuen Sammlungszentrums (Quelle: Fotografie Roman Weyeneth)

Das neue Sammlungszentrum wurde über den Ruinen des Südostquartiers von Augusta Raurica gebaut. Die Überreste der ehemaligen Stadt befinden sich gut geschützt unter der Erde. Die Ruinen liegen unterschiedlich tief unter der Erdoberfläche und dürfen nicht zerstört werden. Damit das neue Gebäude an diesem Standort überhaupt realisiert werden konnte, wurde das «Bauen über den Ruinen» angewendet. Dies bedeutet, dass keine Bodeneingriffe erlaubt sind und sämtliche Vorgänge der Erdarbeiten archäologisch begleitet werden. Damit dies umgesetzt werden konnte, wurde eine künstliche Aufschüttung erstellt und darauf eine 40 Zentimeter dicke Betonplatte als Fundation erstellt. Darauf baut das gesamte Gebäude auf und die im Boden verborgenen Ruinen können für künftige Generationen erhalten werden.

Das Funddepot wird künftig ideale klimatische Bedingungen aufweisen, um die Artefakte fachgerecht lagern zu können. Eine dichte Gebäudehülle sorgt für optimale Bedingungen. Das Gebäude hat keine Fenster, damit die Transmission der Wärme über die Gebäudehülle vermieden und die Gegenstände vor Licht geschützt sind. Lehm als Wandbekleidung sorgt für ein stabiles Raumklima: Das altbewährte Baumaterial sorgt für einen ausgeglichenen Feuchtehaushalt und dient als Speichermasse für stabile Temperaturverhältnisse.

Heute arbeiten rund 60 Personen für die Römerstadt Augusta Raurica (Quelle: Fotografie Roman Weyeneth)