Europäische Tage des Denkmals: Liesberg im Zentrum der Baselbieter Veranstaltungen
«Wie kommt ihr darauf, die diesjährigen Europäischen Tage des Denkmals ausgerechnet mit Schwerpunkt in Liesberg zu veranstalten?» Diese Frage wurde an den beiden Tagen im September 2021 mehrfach gestellt. Wer im Inventar der geschützten Kulturdenkmäler nachsieht, findet gerade einmal die Dorfbrunnen sowie drei Brücken unter kantonalem Schutz. Gibt das genügend her?
Die europaweit stattfindenden «European Heritage Days» werden auch im Baselbiet begangen. Ziel der Veranstaltungen ist es stets, der Öffentlichkeit den Wert des architektonischen Erbes zu vermitteln.
In Liesberg wurde am 11. und 12. September architektonisch und kulturell bedeutsames in Szene gesetzt. Im Steinbruch konnte der in grosser Fronarbeit aufgebaute Kalkbrand miterlebt werden. Dafür wurde von der Freien Bauhütte, einer Gruppe von Steinmetzen, Kalkstein in einem eigens aufgeschichteten Ofen über mehrere Tage gebrannt, um daraus Sumpfkalk zu gewinnen. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil von historischen Mörteln und Farben.

Willkommene Unterstützung beim Kalkbrand im Steinbruch (Foto: M. Cordasco)
Die Dorfkirche und die Kirche in Riederwald waren ebenso Thema wie die Brücken und das Zementwerk. Auch das Dorfmuseum öffnete seine Tore. Die Schulkinder hatten sich im Vorfeld mit wichtigen Bauwerken im Dorf auseinandergesetzt und diese in Bildern festgehalten. Diese Kunstwerke wie auch ein vom Baselbieter Heimatschutz gezeigter Film zum handwerklichen Erbe konnten im Schulhaus besichtigt werden.
An zwei weiteren Orten im Baselbiet gab es ebenfalls Veranstaltungen: Eine sechsstündige Wanderung in Eptingen führte zu drei Feldscheunen, anhand derer die konstruktive und handwerkliche Geschicklichkeit der Erbauenden aufgezeigt wurde. Ausserdem erhielt man in Augusta Raurica Einblick in die zwei römischen Ziegelbrennöfen. Rund 500 Besucherinnen und Besucher liessen sich an den verschiedenen Veranstaltungen beeindrucken.

Interessierte Teilnahme und engagierte Diskussionen am Dorfrundgang (Quelle: ARP)
Das kulturelle architektonische Erbe besteht aus mehr als ein paar leuchtturmartigen Schutzobjekten. Es ist erleb- und ablesbar in unserer unmittelbaren, vertrauten Umgebung. Oft nur unbewusst wahrgenommen, wird erst klar, was wertvoll war, wenn es fehlt. Jede Ortschaft hat viel zu erzählen und es lohnt sich, genau hinzuschauen. Deshalb war Liesberg weder prädestiniert noch ungeeignet, sondern einfach exemplarisch für unser aller Lebensraum. Die Vielfalt und der Reichtum unseres gemeinsamen Erbes wurden uns an diesem Wochenende eindrücklich in Erinnerung gerufen.