NEUER WERKHOF FÜR TIEFBAUAMT KREIS 3 SISSACH
DIE ARBEITSGEMEINSCHAFT VOSS ARCHITECTS UND CORINA EBELING ARCHITECTS AUS BASEL HAT DEN WETTBEWERB FÜR DEN NEUBAU DES WERKHOFS KREIS 3 IN SISSACH GEWONNEN. IN EINEM OFFENEN WETTBEWERB MIT 78 TEILNEHMERN VERMOCHTEN DIE SIEGER MIT DEM PROJEKT „TENN“ DIE AUFGABENSTELLUNG AM BESTEN IN EIN PROJEKT UMZUSETZEN UND DIESES WURDE DURCH DIE JURY EINSTIMMIG ZUR WEITERBEARBEITUNG EMPFOHLEN. MIT DEM NEUBAU WIRD FÜR DEN WERKHOF KREIS 3 NACH JAHREN DER GEDULD ENDLICH EINE ANGEMESSENE INFRASTRUKTUR ERSTELLT.
Ein Aussenstehender kommt kaum darauf, in der lockeren Ansammlung von Schuppen, Baracken und provisorisch gezimmerten Unterständen einen kantonalen Werkhof des Tiefbauamtes zu erkennen. Der Werkhof Kreis 3, direkt bei der Autobahnausfahrt Sissach, ist in einem ehemaligen Bauernhof aus den 1950er Jahren untergebracht. Obwohl über die Jahre notdürftig ergänzt, konnte die bestehende Situation nie den eigentlichen Bedarf einer zweckmässigen Infrastruktur decken. Mit viel Einsatz und Organisationstalent hat sich die Mannschaft in den letzten Jahrzehnten arrangiert, doch letztlich fehlt Platz, die Betriebsabläufe sind aufwändig und die Bausubstanz ist schlecht. Viel Zeit geht im Werkhof aufgrund der schlechten Infrastruktur verloren. Zeit, die besser für den eigentlichen Leistungsauftrag des Werkhofs aufgewendet werden soll.

Der Werkhof Kreis 3 in Sissach ist noch in einem ehemaligen Bauernhof aus den 1950er Jahren untergebracht. (Quelle: HBA)
Der Werkhof Kreis 3 Sissach ist einer von drei kantonalen Werkhöfen, die den Betrieb und den Erhalt des kantonalen Strassennetzes von 450 Kilometer Länge sichern. Die Tätigkeiten umfassen Reinigungsarbeiten und Grünpflege, den Winterdienst, die Kontrolle von Einrichtungen, allerlei Reparaturarbeiten sowie Signalisationen und Markierungen. Zudem projektieren die Werkhöfe notwendige Instandsetzungen und Anpassungen an der Infrastruktur.
Auf Basis einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2009 wurde dem Landrat im Herbst 2013 ein Baukredit beantragt. Nach einer intensiven politischen Diskussion hat der Landrat im Frühling 2015 einem Komplettersatz des Werkhofs zugestimmt und einen Baukredit über 8,18 Millionen Franken gesprochen, der nun den Bau einer modernen und zweckmässigen Infrastruktur ermöglicht. Mit dem Abschluss des Projektwettbewerbs im Dezember 2015 liegt nun ein konkretes Projekt vor, das in den kommenden Jahren umgesetzt wird.

Das Projekt sieht einen langgezogenen Baukörper mit weitausladendem Satteldach vor. (Quelle: HBA)
Wieso braucht es einen Projektwettbewerb bei einer derart profanen Bauaufgabe? Die Antwort ist simpel: um die beste Lösung für eine Aufgabenstellung zu ermitteln. Nur scheinbar liegt diese auf der Hand, effektiv wird dazu analytische Denkarbeit benötigt, um die Anforderungen in der richtigen Gewichtung in ein schlüssiges Projekt zu überführen. Der durchgeführte offene Wettbewerb mit 78 Bewerbern hat das eindrücklich bestätigt.
Die Teilnehmenden mussten architektonisch, städtebaulich und konstruktiv angemessene Projekte vorschlagen, die den Anforderungen an Nutzung und Betrieb bestmöglich entsprechen, nachhaltig sind und den engen Kostenrahmen halten können. Darüber hinaus galt es eine bestimmte Folge von Abbrüchen der bestehenden Gebäude zu berücksichtigen, die einen durchgehenden Betrieb des Werkhofs ermöglichen, das Projekt geschickt in der Topografie einzubetten, eine möglichst grosse, gut nutzbare Fläche im westlichen Bereich des 1,4 Hektar grossen Areals für anderweitige Nutzungen freizuspielen, den Bau im Minergie-P Standard vorzusehen und einen innovativen Holzbau mit potentieller lokaler Wertschöpfung vorzuschlagen.
Die Aufgabe am besten gelöst hat die Arbeitsgemeinschaft VOSS Architects und Corina Ebeling Architects aus Basel mit ihrem Projektvorschlagt „TENN“. Das Projekt sieht einen langgezogenen, allseitig bedienten Baukörper mit weitausladendem Satteldach vor, das an vertraute Bilder gewerblicher und landwirtschaftlicher Nutzbauten anklingt. Eine geschickt gesetzte Durchfahrt – in Analogie zur bäuerlichen Tenne – ermöglicht optimale Abläufe auf dem Areal. Die weit auskragenden Vordächer lassen grosszügig gedeckte Aussenbereiche zur Nutzung als Unterstand und Lagerfläche zu. Die lasierte Holzfassade ist einfach gehalten und gibt zusammen mit dem Trapezblechdach dem Baukörper einen stimmigen Ausdruck als Werkhof.
Den Architekten gelingt es, die Aufgabenstellung und insbesondere die Anliegen des Betriebs in einem sehr einfachen, pragmatischen Konzept aufzugreifen und ein Projekt vorzuschlagen, das im Rahmen der engen Kostenvorgabe mehr als das Notwendige zu leisten vermag und dadurch dem Betrieb, gleichwohl aber auch der Baukultur, einen Mehrwert bietet.