| 12. Dezember 2022

Lässt sich ein Tigermückenbestand tilgen?

Florian Furger, Simon Amiet, Amt für Umweltschutz und Energie

Asiatische Tigermücken sind bereits in einigen Regionen der Welt zu einer Plage geworden. Nebst dem aggressiven Stechverhalten ist diese Mückenart auch eine potentielle Überträgerin viraler Krankheitserreger. Einmal an einem Ort angesiedelt, sind sie kaum mehr wegzukriegen. Zum Zeitpunkt Mai 2022 bildete eine Population im Gebiet des Freizeitgarten-Areals Sternenfeld in Birsfelden die einzige im Kanton Basel-Landschaft. Mit einer intensiven Sensibilisierungs- und Beratungskampagne wurde versucht, diese zwar etablierte, aber räumlich begrenzte Population zu tilgen. Dazu wurde im Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) eine Praktikumsstelle geschaffen.

Asiatische Tigermücken benötigen zur Fortpflanzung und Eiablage kleine und stehende Wasseransammlungen wie sie in Giesskannen, Eimern oder Regenwasserfässern vorzufinden sind. In solchen Brutstätten können sich die Larven entwickeln. Solche kleine Wasseransammlungen gibt es in Freizeitgärten zur Genüge, weshalb diese auch als Hotspots für Tigermücken gelten. Florian Furger studiert Umwelttechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz. Er absolvierte von Mai bis Oktober 2022 ein Praktikum beim Amt für Umweltschutz und Energie (AUE). Die fachliche Betreuung des Tilgungsversuchs erfolgte durch das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institute (Swiss TPH). Im Rahmen des Praktikums sollte die Tigermückenpopulation bei den Freizeitgärten Sternenfeld in Birsfelden, unterstützt durch eine intensive Sensibilisierungs- und Beratungskampagne, bekämpft und nach Möglichkeit auch getilgt werden.

Das Areal der Freizeitgärten Sternenfeld in Birsfelden (Quelle: FGV Birsfelden)

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor zur Eindämmung der Tigermücke ist die Mitarbeit der Bevölkerung beim Vermeiden von Brutstätten. Diese wurde bei vielen persönlichen Gesprächen, der Abgabe von Informationsmaterial und praktischen Tipps sensibilisiert. Um allfällige Sprachbarrieren überwinden zu können, wurden die Informationsblätter in zwölf verschiedenen Sprachen gedruckt und verteilt. Damit möglichst viele der Gartenmieterinnen und -mieter erreicht werden konnten, wurden die Rundgänge vermehrt an den Wochenenden und an den Abenden durchgeführt.

Da trotz aller Aufklärungsarbeit nicht alle Wasseransammlungen beseitigt oder abgedeckt wurden, musste nachgeholfen werden. In regelmässigen Kontrollgängen lief Florian Furger das Areal systematisch ab und beseitigte noch vorhandene Brutstätten, suchte das Gespräch mit den Pächterinnen und Pächtern, montierte Mückennetze auf Regenwasserfässern und setzte, wo nötig, ein biologisches Larvizid auf der Basis von B.t.i.* ein.

Florian Furger beim Abdichten eines Regenwasserfasses mit Mückennetz (Quelle: AUE)

Erkenntnisse und Ausblick
Im Verlauf des Spätsommers zeigte sich, dass die Asiatische Tigermücke, einmal etabliert, nicht mehr verschwindet: Rückmeldungen von den Gartenmieterinnen und -mietern und bestätigte Eiablagefallen des Swiss TPH zeigten, dass die Population nach wie vor vorhanden ist. Auch hat die starke Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke im übrigen Kantonsteil aufgezeigt, dass Verschleppungen trotz intensiven Massnahmen nicht zu verhindern sind. Waren die Bemühungen nun umsonst? Nein, mit Sicherheit konnte die Populationsdichte durch diese Aktion niedriger gehalten werden, als dass es ohne Massnahmen der Fall gewesen wäre. Die Belästigung der Pächterinnen und Pächter und die Ausbreitungsgeschwindigkeit wurden reduziert. Damit geht ebenfalls eine Reduktion des Risikos einer Krankheitsübertragung einher, was in Zukunft im Fokus der kantonalen Bekämpfungsstrategie stehen wird. Auch folgte die Erkenntnis, dass dem Vermeiden von Ansiedlungen durch Präventionsmassnahmen eine grosse Bedeutung beigemessen werden muss. Dies wiederum setzt viel Präventivarbeit und die Mitarbeit der Bevölkerung voraus.

Kleine, temporäre und stehende Wasseransammlungen sind ideale Brutstätten für Tigermückenlarven (Quelle: Projekt Tiger)

* B.t.i. oder Bacillus thuringiensis israelensis ist ein Bakterium und ein natürlicher Krankheitserreger von Stechmückenlarven, welches praktisch überall auf der Welt vorkommt. Für die Herstellung des Larvizids werden die Bakterien kultiviert und das entsprechende Toxin (ein Protein) daraus gewonnen.