Doppelspur Spiesshöfli Binningen – ein „Flaschenhals“ löst sich auf
Der Einspurabschnitt der BLT-Tramlinien 10/17 in Binningen wird bis Mitte 2025 der Vergangenheit angehören. Zwischen der Kreuzung Gorenmatt und der Haltestelle Binningen Schloss laufen die vorbereitenden Arbeiten für den Doppelspurausbau. Parallel dazu wird eine Gesamterneuerung des Verkehrsraums auf gleicher Strecke stattfinden.
Der westliche Schenkel der Tramlinie 10 ab Rodersdorf und die Linie 17 ab Ettingen sind unverzichtbare Bestandteile des Verkehrsnetzes zwischen dem Leimen-/Birsigtal und der Stadt Basel. Während andere Engpässe längst beseitigt wurden, stellt der rund 350 Meter lange Einspurabschnitt in Binningen die Sicherheit und Verlässlichkeit des öffentlichen Verkehrs täglich auf die Probe. Abhilfe schafft das Projekt Doppelspur Spiesshöfli Binningen, dessen Umsetzung vor wenigen Wochen begonnen hat.

Ab Mitte 2025 werden die Tramzüge der BLT Linien 10/17 zweispurig durch Binningen verkehren (Quelle: Anex & Roth)
Im Projektperimeter bestehen heute fünf ungesicherte Bahnübergänge, an denen sich immer wieder auch schwere Unfälle ereignen. Gemäss der Eisenbahnverordnung müssen sie abgesichert oder aufgehoben werden. Im Sinne einer koordinierten Investition betrachtet das Projekt das Gesamtsystem des Schienen- und Strassenraums. Deshalb werden nicht nur Arbeiten an den Gleisen und Übergängen erfolgen, sondern auch an der Bottmingerstrasse, die als Kantonsstrasse einer täglichen Belastung von rund 13'000 Fahrzeugen ausgesetzt ist. Sie wird instandgesetzt und zusammen mit dem Trottoir auf die notwendige Breite erweitert.
Das Projekt und seine Teile
Zwischen der Kreuzung Gorenmatt und der Haltestelle Binningen Schloss wird die Tramstrecke von einer auf zwei Spuren ausgebaut, wo die BLT-Linien 10/17 ab Mitte 2025 gleichzeitig in beide Richtungen verkehren können. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2018, als das Vorhaben der Öffentlichkeit und auch in der BUZ vorgestellt wurde, weisen die definitiven Pläne zwei markante Unterschiede auf. Zum einen wird Rasen statt Schotter die Schienen umgeben, zum anderen hat das Bundesamt für Verkehr den Perimeter auf den geraden Streckenteil begrenzt. Für die Haltestellen Binningen Schloss und Bottmingermühle treibt die BLT entsprechend dem Behindertengleichstellungsgesetz zwei separate Projekte voran.
Die Massnahmen im Perimeter dienen der Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden, verbessern die Fahrplanstabilität im Tramnetz und optimieren die Infrastruktur auf der Verkehrsachse zwischen Stadt und Agglomeration.

Projektperimeter für Tramtrassee und Strassenraum im Projekt „Doppelspur Spiesshöfli Binningen“ (Quelle: Anex & Roth)
Insgesamt werden folgende Arbeiten umgesetzt:
- Rückbau der Gebäude Bottmingerstrasse 20 bis 44
- Erstellen einer Erschliessungsstrasse parallel zum Tramtrassee
- Ausbau des Tramtrasses von einer auf zwei Spuren mit Rasengleis
- Anpassen der Breite der Kantonsstrasse (Bottmingerstrasse) auf 7 Meter, Erneuern von Leitungen und Belag
- Verbreitern des bestehenden Trottoirs auf fast durchgängig 2 Meter
- Aufheben der ungesicherten Bahnübergänge
- Erstellen von gesicherten Übergängen mit Lichtsignal, Schranke und Umlaufsperre bei den neuen Querungen Waldeckweg und Brückenstrasse
- Wo möglich Verlängerung der Garagenvorplätze auf 5 Meter
Spezielle Lage, spezifische Herausforderungen
Kernelement des Projekts ist der durchgängige Doppelspurausbau mit den gesicherten Übergängen. Deren normgerechter Ausbau verlangt nach Schutzinseln, die im Bereich der Brückenstrasse zur Folge haben, dass das Gleistrassee zum Birsig hin verschoben werden muss. Zahlreiche Optimierungsschritte im Bauprojekt führten zu einer Lösung mittels Gleistragplatte. Damit kann die Auskragung über den Birsig auf maximal 1,35 Meter Breite und auf ca. 40 Meter Länge minimiert werden. Die 165 Meter lange Betontragplatte entsteht zwischen der Haltestelle Binningen Schloss und der Brückenstrasse. Die Konstruktion trägt beide Gleise und wird auf Kleinbohrpfählen im tragfähigen Felsuntergrund fundiert. Somit blieben die Birsigseite der heutigen Betonmauer und das Flussufer unverändert.

Gleistragplatte auf Bohrpfählen im Bereich des Birsig (Quelle: Jaulsin Stebler AG)
Das Bauen unter Betrieb mit sehr engen Platzverhältnissen und der Einsatz von Bohrgeräten für den Spezialtiefbau stellen sehr hohe Anforderungen an die Bauablaufplanung und die Baulogistik.
Die Umsetzung läuft
Seit Februar 2022 liegt die Plangenehmigungsverfügung des Bundesamts für Verkehr (BAV) als Baubewilligung vor, gefolgt von der Ausführungsplanung. Im September endeten die Mietverhältnisse in jenen Liegenschaften, die dem Projekt weichen müssen. Mit Rodungen und dem Einrichten der Baustelle begannen Mitte Oktober 2022 die vorbereitenden Arbeiten. Im November wurden die Arbeiten für die Schadstoffsanierung und die Entkernung der Gebäude aufgenommen. Als nächstes wird eine Schutzvorrichtung erstellt. Während in deren Schatten ab Anfang 2023 die Häuser rückgebaut werden, kann der Schienenverkehr weiterhin störungsfrei und sicher fliessen. Die Hauptarbeiten für den Doppelspurausbau der Tramlinie und die Erneuerung des Strassenraums starten im April 2023. Ab diesem Zeitpunkt muss der motorisierte Verkehr umgeleitet werden.
Kleinräumige Verkehrsumleitung ab Beginn der Hauptarbeiten
Um den nächtlichen Baustellenbetrieb einzuschränken, wird die Strassenspur in Fahrtrichtung Bottmingen für die Hauptarbeiten mit einem provisorischen Gleis ausgestattet. Bis auf kurze Nacht- und Wochenendsperren mit Bahnersatz bleibt der dichte Tramfahrplan deshalb bestehen. Die (provisorisch verschobene) Haltestelle Binningen Schloss und die Haltestelle Bottmingermühle an den Enden des Perimeters werden weiter bedient. Die Buslinien sind durch das Bauprojekt nicht betroffen.
Für den Strassenverkehr ist der Bauabschnitt in Richtung Basel einspurig befahrbar, was eine optimale Verkehrssteuerung bei möglichst kurzer Bauzeit erlaubt. Mit Unterstützung der Gemeinde Binningen kann der Verkehr in Fahrtrichtung Bottmingen kleinräumig über die Schlossgasse, die Parkstrasse und Gorenmattstrasse umgeleitet werden. Vor allem die Auswirkungen auf sicherheitsrelevante Bereiche wie Schulwege und Velorouten sind dadurch vergleichsweise gering.
Informationsfluss
Am letzten Novembertag waren Interessierte aus dem Leimen-/Birsigtal eingeladen, sich im Binninger Kronenmattsaal über die Bauphasen, die Verkehrsführung und die Sicherheitsvorkehrungen während der Bauzeit zu informieren. Bereits seit Oktober 2022 steht die E-Mail-Adresse info@spiesshoefli.ch als Kontaktmöglichkeit zur Verfügung. Weitere Informationen zum Projekt sind abrufbar unter: www.bl.ch/spiesshoefli.