| 12. Dezember 2022

Industrietaucher überprüfen und reinigen Becken auf der ARA

Gerhard Spahr, Amt für Industrielle Betriebe

Abwasserreinigungsanlagen (ARA) reinigen durchgehend unser Abwasser. Um sie auf mögliche Schäden zu überprüfen, muss dies unter laufendem Betrieb mit Hilfe von Industrietaucherinnen und Industrietaucher geschehen. Diese kontrollieren die Anlagenteile unter Wasser unter schwierigen Bedingungen mit schlechter oder gar ohne Sicht und reinigen diese, wenn nötig.

Wer von der Wölferstrasse in Füllinsdorf her an der ARA Ergolz 2 in Füllinsdorf vorbei geht, bemerkt die grossen Stahlkonstruktionen, die sich langsam aber stetig um die Wasserbecken drehen. Dabei handelt es sich um sogenannte Schlammräumer. Diese saugen den Schlamm aus den Nachklärbecken ab und bringen ihn zurück in die Belebungsbecken. Der Schlamm beinhaltet Bakterien, die für die Umwelt giftige Stoffe wie Ammonium und Nitrit abbauen. Da Schlamm schwerer ist als Wasser, sammelt sich dieser auf dem Grund des Beckens und muss dort vom Schlammräumer abgesaugt werden.

Eine Abwasserreinigungsanlage (ARA) läuft ohne Unterbruch und muss deshalb regelmässig auf Verschleiss und Schäden untersucht werden. Anlagenteile oberhalb des Wasserspielgels lassen sich gut kontrollieren, aber wie werden die Teile unterhalb des Wasserspiegels beurteilt, ohne die Anlage zu entleeren? Hier kommen spezialisierte Industrietaucher/innen zum Zug: Diese können in schwierigen Umgebungen über eine längere Zeit unter Wasser respektive in diesem Fall unter Abwasser den Zustand der Anlagenteile überprüfen. Gleichzeitig reinigen sie den Räumer, fotografieren und filmen ihn, damit die Spezialisten den technischen Zustand beurteilen können. Wenn es die Sicht aufgrund der Trübung nicht zulässt, tasten die Taucher/innen die Teile mit den Händen ab und teilen den Zustand über Funk mit. Ein Tauchgang dauert rund 90 Minuten. Zunächst zieht der/die Taucher/in einen Vollschutzanzug mit Taucherhelm an und wird an die externe Atemluftanlage angeschlossen. Zur Sicherheit wird auf dem Rücken eine Atemluftflasche befestigt, um im Notfall auch unabhängig von der externen Atemluft das Becken zu verlassen.

Taucher beim Einstieg ins Becken (Quelle: AIB)

Industrietaucher/innen arbeiten in einem Dreierteam. Der/die Taucher/in wird per Gegensprechanlage betreut und wird mit Bildern und Zeichnungen zu den Anlagenteilen geleitet. Eine weitere spezialisierte Person kümmert sich um die Technik. Der/die Taucher/in beschreibt, was unter Wasser untersucht wird und die betreuende Person dokumentiert den Befund. Nach dem Tauchgang wird der/die Taucher/in gründlich gereinigt und desinfiziert. Auch wenn das Wasser kühle 22°C hatte, so kommen Taucher/innen doch recht ins Schwitzen.

Das Dreierteam hat die beiden Nachklärbecken der ARA Ergolz 2 in Füllinsdorf und der ARA Frenke 3 in Bubendorf überprüft und gleichzeitig auch gereinigt. Die Resultate haben ergeben, dass die Schlammräumer ihre Funktion erfüllen. Es gab auch Hinweise auf den Zustand der Teile, damit der Unterhalt effizient geplant werden kann.

Während den Tauchgängen haben die Klärwerksfachleute die Kläranlage permanent auf Abweichungen kontrolliert. Es konnten keine negativen Einflüsse auf die ARA aufgrund der Tauchgänge festgestellt werden. Die Leistung der ARA blieb konstant gut.

In den nächsten Wochen geht es nun darum, gewisse Teile an den Schlammräumern präventiv zu ersetzen. Wahrscheinlich werden auch diese Arbeiten mit Unterstützung der Taucher durchgeführt.