Liestal: Mischwasserbecken Weiermatt bewahrt Ergolz vor Schmutz
Zwischen Liestal und Lausen profitiert die Ergolz von einem neuen Mischwasserbecken. Dieses speichert bei Starkregen vorübergehend die Schmutzfrachten und entlastet dadurch die Ergolz. Solche Massnahmen sorgen dafür, dass Gewässer bei Regen besser vor Schmutzstoffen wie Fäkalien und WC-Papier geschützt sind.
Im Kanton Basel-Landschaft werden die Siedlungen mehrheitlich im Mischsystem entwässert. Bei Regen fliesst im Vergleich zum Trockenwetterabfluss bis zu hundert Mal so viel Wasser in der Kanalisation. Abwasserreinigungsanlagen (ARA) sind nicht für die Behandlung solch grosser Abwassermengen ausgelegt. Dies wäre weder technisch sinnvoll noch wirtschaftlich vertretbar.
Das Hauptproblem besteht im sogenannten Spülstoss: Während längeren Trockenzeiten lagern sich an der Kanalsohle Schmutzstoffe wie Fäkalien, WC-Papier etc. ab. Bei Regen nimmt die Abwassermenge in den Kanälen zu und die Ablagerungen werden mitgerissen, dies vor allem zu Beginn eines Regenereignisses. Das Auffangen dieses ersten Spülstosses im Mischwasserbecken führt zu einer wesentlichen Entlastung der Ergolz durch Schmutzstoffe. Nach dem Regen werden diese zwischengespeicherten Schmutzstoffe in die Kanalisation zurückgepumpt und dosiert auf die ARA geleitet, wo sie korrekt behandelt werden können. Im Gebiet zwischen Lausen und Liestal (Mühlenrainstrasse, nahe Schönthal) mit einer Grösse von rund 450 Hektaren fehlte ein solches Mischwasserbecken bisher. Das Rückhaltevolumen des neuen MWB «Weiermatt» beträgt stattliche 3'500 Kubikmeter.

Das Mischwasserbecken ist seit Anfang 2020 in Betrieb (Quelle: AIB)
In Zeiten von knapper werdendem Bauland war es der Bau- und Umweltschutzdirektion ein Anliegen, die Parzelle an der Hammerstrasse (ehemals kantonales Labor) optimal zu nutzen. Im gleichen Zeitraum war auch der Regionalverband der Gärtnermeister beider Basel (GmbB) auf der Suche nach einem Areal für ein Ausbildungszentrum. Das Projekt für das neue Mischwasserbecken und das geplante Ausbildungszentrum des GmbB boten Chancen für interessante Synergien. Zügig wurde ein gemeinsames Projekt angegangen. Im Wesentlichen dient das bestehende Becken als Fundament für das neue Gebäude. Mit der Unterstützung durch das Hochbauamt konnten die Bedürfnisse beider Parteien bereits in einer frühen Projektphase einfliessen. So ergab sich eine klassische Win-Win-Situation.
Durch den hohen Grundwasserstand wäre für den GmbB der Bau in die Tiefe mit enormen Kosten verbunden gewesen. Durch das neue Mischwasserbecken erhielt das Gebäude des GmbB eine sichere und massive «Unterkellerung». Die unmittelbare Nähe zur Ergolz stellte hohe Ansprüche an den Bau. Zur Baugrubensicherung musste eine Spundwand (Verbau zur Sicherung von Baugruben) 15 Meter in die Tiefe gebaut werden und es mussten mehrere Brunnen zur Abführung des eindringenden Grundwassers betrieben werden. Mit diesen beiden Massnahmen konnte die Baugrube trotz hohem Grundwasserspiegel mehr oder weniger trocken gehalten werden. Trotz Komplexität und bautechnischen Herausforderungen, konnte dieses Projekt erfolgreich umgesetzt werden.

Baustelle, kurz vor Fertigstellung des Rohbaus (Quelle: AIB)
Heute sind vom Bauwerk nur noch eine Zugangstreppe zum unterirdischen Mischwasserbecken und einige Schachtdeckel zu sehen. Die Aussenanlage wurde in Absprache mit dem Käufer so ausgewählt, dass die Gartenexperten diese nach ihren Vorstellungen nutzen konnten.
Das Mischwasserbecken wurde Anfang 2020 offiziell dem Betrieb übergeben. Die Projektkosten beliefen sich auf rund 4,5 Millionen Franken und liegen dank Vergabeerfolgen unter der Kostenschätzung. Übelriechende Abwasserfrachten werden nun im Mischwasserbecken gespeichert und auch sichtbare Störstoffe wie zum Beispiel Toilettenpapier am Ergolzufer gehören dank einer Rechenanlage der Vergangenheit an. Seither lädt die Ergolz umso mehr zum Verweilen ein.
Am Samstag, 11. September 2021 veranstaltet das Amt für Industrielle Betriebe einen "Tag des offenen Mischwasserbeckens" an der Hammerstrasse 25 in Liestal. Interessierte Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen, das unterirdische Becken zu besichtigen.