Ein Stück Wildnis im Herzen von Grellingen
An der Birs in Grellingen entstand ein Revitalisierungsprojekt. Auf etwa 300 Metern Länge erfährt die Birs eine Wiederbelebung. Auch der Hochwasserschutz profitiert vom Projekt. Zwischen Dezember 2020 und Frühling 2021 setzt der Kanton Basel-Landschaft Massnahmen im Gebiet «Inseli» um. Eine Fläche von rund 10’000 Quadratmetern (dies entspricht etwa eineinhalb Fussballfeldern) wird zusammen mit dem Flussabschnitt ökologisch aufgewertet.
Mit einer Revitalisierung wird die natürliche Funktion eines baulich veränderten Gewässers wiederhergestellt. Der Kanton Basel-Landschaft steht gemäss Wasserbaugesetz in der Pflicht, solche Projekte gezielt zu planen und umzusetzen.
Regierungsrat Isaac Reber sagt zum Vorhaben: «Erfreulicherweise ist das Bewusstsein gewachsen, dass wir zu unserer Umwelt Sorge tragen müssen. Auch bei uns im Kanton Basel-Landschaft. Wir werden in den nächsten Jahren immer wieder Gelegenheiten und Chancen zur Revitalisierung des Gewässerraums nutzen. Das Gebiet «Inseli» in Grellingen ist ein gutes Beispiel dafür.»

Die Arbeiten am «Inseli» erfolgen weitestgehend ausserhalb des Flussbetts, das heisst im Trockenen vom Ufer aus. Erst ganz zum Schluss werden Steine entfernt, um der Birs den Zufluss zum wachsenden Auenwald zu ermöglichen. (Quelle: TBA)
Das Vorhaben in Grellingen schafft einen wertvollen Lebensraum. Auf etwa 300 Metern Länge erfährt die Birs eine Wiederbelebung. Befreit von seinem engen Korsett geht der Bach nahtlos in einen Auenwald über, der bei steigendem Pegel teilweise oder auch gesamthaft überschwemmt wird.
Im unteren Teil des Areals ist ein Rückstaubereich mit stehendem Wasser vorgesehen. Im oberen Bereich, das heisst nahe bei der Brücke an der Langenmattstrasse, wird eine Überflutungszone angelegt. Die Pflanzen werden dort gelegentlich «nasse Füsse» haben. Ein natürlicher Prozess in einem naturnahen Flussraum, von dem auch der Hochwasserschutz profitiert. Das «Inseli» dient als Abflusskorridor ausserhalb von Siedlung und Bebauung.

Die Birs in Grellingen wird auf etwa 300 Metern Länge wiederbelebt. (Quelle: TBA)
Zentrales Ziel des Projekts ist allerdings die Struktur- und Artenvielfalt vor Ort. Aktuell ist das «Inseli» eine Wiesenfläche, die zur Futtergewinnung regelmässig gemäht wird. Ihr ökologischer Wert ist minim. Zudem fliesst die Birs in diesem Abschnitt zwischen gleichförmigen, hart verbauten Ufern. Beides wird sich markant ändern.
Um die Biodiversität zu fördern, werden typische Bäume eines Auenwaldes gepflanzt: Schwarzpappeln, Flatterulmen und Wildbirnen. Die Schwarzpappel ist in der Schweiz selten geworden. Ihr natürlicher Lebensraum, die Auenwälder, sind in unserer Region grösstenteils verschwunden. Mit dem Grellinger Projekt erhält die Schwarzpappel wieder einen Lebensraum. Zehn Weidenarten sowie Sträucher und Kletterpflanzen wie Hopfen schaffen pflanzliche Vielfalt. Durch Kleinstrukturen mit Stein- und Asthaufen, dank Raubäumen (toten Baumstämmen im Wasser) und Wildbienenhotels bilden sich weitere Habitate. In ihnen können sich Eisvögel, Biber, Äschen, Libellen, Geburtshelferkröten und viele andere Tierarten ansiedeln.
Dieses kleine Paradies bleibt Flora und Fauna überlassen. Analog zur aktuellen Situation sieht das Projekt weder einen Zugang zum Bach noch einen Fussweg entlang der Birs vor. In den ersten drei Jahren wird die Bepflanzung jährlich ein- bis zweimal gepflegt.
Philipp Meyer, der zuständige Projektleiter des Tiefbauamts, sagt: «Unsere Gewässer und Flussräume sind längst nicht überall ein Naturraum. Vieles wurde korrigiert und verbaut. Es bereitet mir Freude, mit diesem Projekt in Grellingen ein Stück Wildnis schaffen zu können.»