| 19. April 2021

Der dritte Teil des Hochwasserschutzes in Allschwil

Jonas Woermann, Tiefbauamt

In Allschwil hat der Hochwasserschutz eine letzte Hürde zu nehmen, bevor er komplett umgesetzt ist. Bis Ende März 2021 lief die Planauflage zum Projekt eines Rückhaltebeckens am Lützelbach, dem dritten und letzten Massnahmen-Paket. Danach ist das Dorfzentrum vor Überschwemmungen aus den Fliessgewässern geschützt.

Projektübersicht mit Rückhaltebecken (Damm und Stauraum) und der Neuverlegung der Eindolung im Allschwiler Lützelbachtal. (Quelle: TBA)

Die lange Geschichte des Allschwiler Hochwasserschutzes beginnt mit Überschwemmungen in den 1990er-Jahren. Die Massnahmen im Mülibachtal und am Bachgraben liessen sich bis 2007 verwirklichen. Der Mülibach ist seither unauffällig. Selbst die Regenfälle vom Frühling 2016, die vor dem Dammbau «Isigs Brüggli» grossen Schaden angerichtet hätten, füllten seinen neuen Stauraum nur bis zur Hälfte. Der Bach selber blieb ruhig in seinem Bett.

Aktuell noch unzureichend gesichert ist der Lützelbach. Wie schnell das unscheinbare Bächlein über seine Ufer treten kann, zeigte sich letztmals Mitte 2018. In diesem Teilprojekt sorgte vor allem die Standortfrage für ein Rückhaltebecken für Verzögerung. Die zunächst gewählte Stelle hat sich als ungeeignet erwiesen. 2010 beschloss die Gemeinde Allschwil, in einem Variantenstudium nach Alternativen zu suchen. Der Kanton folgte der Empfehlung einer Arbeitsgruppe, den Damm am Beggenecken (auf der Höhe des Judengässli zwischen Schönenbuchstrasse und Lützelbach) als Bestvariante zu realisieren. Die Vorzüge dieses Standorts bestätigten sich 2017 in detaillierten Bodenanalysen.

Damm als Talsperre für den Lützelbach (Standort der Visualisierung: Lützelbach unterhalb des Damms) und das Rückhaltebecken kurz vor dem Überlastfall (Blick in Richtung Schönenbuchstrasse). (Quelle: TBA)

«Mönchsbauwerk» als technisches Konzept
Das Bauwerk am Beggenecken wird kleiner und diskreter sein als sein Pendant am Mülibach. Im Überlastfall läuft das Wasser bei letzterem über den Damm bzw. eine imposante Steinrampe ab. Beim Projekt für den Lützelbach handelt es sich aber um eine beidseitig begrünte Anlage mit sogenanntem Mönchsbauwerk. Bei Bedarf strömt das Wasser in einen unauffälligen Schacht unterhalb der Dammkrone und wird kontrolliert in den Bach geleitet. Dies ist erst bei einem Starkregen der Fall, der ein Jahrhunderthochwasser deutlich übertrifft. Ansonsten nimmt das Rückhaltebecken im Talgrund hinter dem Damm die gesamte Wassermenge auf.

Erkennbar, aber Bestandteil von Landschaft und Wegnetz
Die Planung zielt auf einen möglichst kleinen Eingriff in das Landschaftsbild ab. Der Schutzbau legt sich im Beggenecken in der Verlängerung des Judengässli quer über den Lützelbach und wird selbstverständlich die Topografie verändern. Seine grösste Höhe von acht Metern direkt über dem Bach nimmt aber zu beiden Seiten sehr rasch ab. Sobald seine Oberfläche bewachsen ist, integriert sich der Damm in die Umgebung: Als Bauwerk erkennbar, ohne ein Fremdkörper zu sein. Das Rückhaltebecken sorgt zudem dafür, dass diese «Zone mit unbestimmter Nutzung» auf weite Sicht hin grün und unbebaut bleibt.

Gestaltung und Bepflanzung
Der abzutragende Boden wird zur Aufschüttung des Damms wiederverwendet und als extensive, artenreiche Wiese begrünt. Dies schafft eine gestalterische Einheit mit der angrenzenden Wiesenfläche. Auch dank Asthaufen, alleinstehenden Bäumen, Baumreihen und Hecken bildet sich allmählich ein neuer Naturraum. Auf der Dammkrone und am Fuss des Bauwerks sind insgesamt drei Unterhalts- und Fusswege geplant. Der Wanderweg entlang des Lützelbachs wird kinderwagen- und rollstuhlgängig um den Damm herumgeführt.

Verbesserter, erhöhter Abfluss
Neben dem Rückhaltebecken umfasst das Hochwasserschutz-Projekt eine Querschnittsvergrösserung des unteren, eingedolten Bachlaufs. Die Kapazität der aktuell verbauten Röhren reicht nicht aus, um bei Starkregen die notwendige Wassermenge abführen zu können. Da es die Situation vor Ort verunmöglicht, den Bach freizulegen, werden grössere Rohre verlegt. Die Linienführung nimmt Rücksicht auf die bestehenden Infrastrukturen und die Bedürfnisse der Anwohnerinnen und Anwohner.

Ökologischer Ausgleich
Für den Eingriff in schützenswerte Bereiche im und am Gewässer muss ein ökologischer Ersatz geschaffen werden, der unter anderem durch Bepflanzungen am Damm selber entsteht. Beim Mooshagweg kann eine Parzelle des Kantons zu einer Feuchtwiese mit Hochstauden und Hecken aufgewertet werden. Zudem wird der Weierbach, der von Binningen herkommend an der Grenze zu Allschwil in den Dorenbach mündet, auf rund 150 Metern Länge renaturiert.

Stand der Projektierung
Das Projekt befindet sich aktuell in der Bewilligungsphase. Die Planauflage lief bis zum 26. März 2021. Die weiteren Planungsschritte – beginnend mit der Erarbeitung der Landratsvorlage für den Ausführungskredit – starten, sobald allfällige Einsprachen und Verfahren beigelegt sind. Ohne formellen Widerspruch würden die Bauarbeiten in den Jahren 2022 und 2023 erfolgen. Von den Projektkosten von rund 2,7 Millionen Franken entfallen auf den Kanton rund 1,6 Millionen, auf den Bund rund 0,9 Millionen und auf die Gemeinde 0,2 Millionen Franken. Die Anstösserbeiträge hat Allschwil im Rahmen des Gesamtprojekts übernommen.

Mit der Umsetzung des Hochwasserschutzes am Lützelbach schliesst sich eine Sicherheitslücke entlang der Allschwiler Fliessgewässer.