Das Regierungsgebäude wird umfassend umgebaut
Das historische Regierungsgebäude an der Rathausstrasse in Liestal wird saniert, umgebaut und für Personen sicherer gemacht. Dies hat der Landrat mit seiner Ausgabenbewilligung beschlossen. Umsichtig wird dabei ein weiterer Schritt in einer erstaunlich wandlungsreichen Geschichte des denkmalgeschützten Bauwerks vorgenommen.
Wie kein anderes Gebäude steht das Regierungsgebäude für den Kanton Basel-Landschaft und seine Institutionen, dem Landrat, dem Regierungsrat und der Verwaltung. Deutlich wurde dies zuletzt im vergangenen November, in der einstündigen, engagiert und emotional geführten Debatte im Landrat zur Zukunft des historisch eng mit der Kantonsgeschichte verbundenen Hauses. Als freistehender markanter Bau schliesst es die Rathausstrasse, die Lebensader der Altstadt Liestals, im gegenüber zum Törli, dem Wahrzeichen der Kantonshauptstadt ab.
Auslöser für das Projekt «Umbau Sicherheit und Sanierung Regierungsgebäude» bildet ein Postulat von Pia Fankhauser, welches mehr Sicherheit für den Landrat, den Regierungsrat und die Mitarbeitenden im Regierungsgebäude fordert.

Bauzeiten des Regierungsgebäudes. (Quelle: HBA)
Die Geschichte des Regierungsgebäudes reicht bis ins Mittelalter zurück, als die Grafen von Froburg am Ort des heutigen Regierungsgebäudes eine Burg errichteten, die beim Erdbeben von Basel Schaden nahm. Nach mehreren Besitzerwechseln und vermuteten Umbauten nutzte Basel ab dem 18. Jahrhundert die Burg als Stadtschreiberei. Der heute noch vorhandene und prägende Ursprungsbau wurde nach den Plänen von Samuel Werenfels – der auch das Landschloss Ebenrain entwarf – von 1775 bis 1779 im spätbarocken Stil errichtet. Die aus dieser Zeit stammende Eingangstüre zeigt heute noch das Basler Wappen.
Mit der Kantonstrennung 1832/1833 wurde die Stadtschreiberei hinfällig und zum Regierungsgebäude des neu gegründeten Kantons Basel-Landschaft umfunktioniert. Nach dem 1834 der Bau von Werenfels durch den Baumeister Johann Jakob Begele-Meyer um den Landratssaal aufgestockt wurde, konnte der zuvor noch im Rathaus von Liestal tagende Landrat auch ins neue Regierungsgebäude einziehen.
Mit etwa 40'000 Einwohnerinnen und Einwohnern waren die Aufgaben des jungen Kantons Basel-Landschaft überschaubar: Das Regierungsgebäude beheimatete in dieser Zeit sämtliche Institutionen unter einem Dach. Doch rasch wurden die räumlichen Verhältnisse eng. Landrat, Regierung, Gericht, Verwaltung, Kantonalbank, Kantonsbibliothek und Kantonsmuseum brauchten mehr Raum. Die für die Erscheinung des heutigen Gebäudes wohl prägendste Erweiterung wurde durch den ersten kantonalen Hochbauinspektor Benedikt Stehle selbst vorgenommen: Nach Abbruch der westlichen Stadtmauer und des dortigen Pulverturms wurde zwischen 1850 und 1854 der Bau von Werenfels mit aufgestocktem Landratssaal annähernd spiegelbildlich verdoppelt. So erscheint das Regierungsgebäude heute als eins aus zwei – oder als zwei in einem. Seine letzte, etwas weniger prägende äussere Veränderung erfuhr das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts, als die ostseitige Bebauung durch einen neuen Anbau für die Polizeidirektion ersetzt wurde. Abgesehen wechselnder, den Moden der Zeit entsprechenden Farbgebungen erscheint uns das Regierungsgebäude seit rund hundert Jahren in seiner prägnanten, repräsentativen äusseren Wirkung.

Regierungsgebäude im Jahr 1942. (Quelle: D. Hoffmann)
Ganz im Gegensatz veränderte sich das Innere des Regierungsgebäudes im 20. Jahrhundert stetig weiter und zeigt sich heute als Collage verschiedenster Umbauten in unterschiedlichen Stilen. Ein Konglomerat, als Ausdruck sich stetig verändernder Bedürfnisse, die sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts ergaben. In einer Zeitspanne von nur hundert Jahren wuchs die Bevölkerung des Kantons um das Vierfache und die Struktur der öffentlichen Aufgaben veränderte sich dabei grundlegend. Viele der zuvor im Regierungsgebäude beheimateten Nutzungen mussten aufgrund des Platzbedarfs andernorts untergebracht werden. Die letzten grösseren Veränderungen gehen auf den Neubau des Landratssaals in den 1960er Jahren und den Einbau des Foyers mit Sitzungszimmern nach Auszug des Kantonsmuseums in den 1980ern zurück.

Landratssaal im Jahr 1948. (Quelle: T. Strübin)
Seit nun mehr als 30 Jahren wurden jedoch keine grösseren Veränderungen oder Investitionen vorgenommen. Der Sanierungsbedarf hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Die technischen Anlagen sind in gut gewartetem Zustand, weitgehend aber veraltet. Die Fenster, einfache Doppelverglasungen aus den 1960er Jahren, sind mittlerweile 60 Jahre alt und nicht energieeffizient. Damit das Regierungsgebäude dem nächsten grösseren Erdbeben besser standhalten kann als die damalige Burg im Mittelalter, sind statische Ertüchtigungen nötig. Auch die einst vorbildliche Hindernisfreiheit genügt heutigen Anforderungen nicht mehr. Einige Räume, wie die Telefonkabinen beim Landratssaal oder der Raucherraum, werden aufgrund des technischen oder gesellschaftlichen Wandels schlicht nicht mehr benötigt. Dies schafft nun Raum für Neues
Mit dem Projekt «Umbau Sicherheit und Sanierung Regierungsgebäude» werden Massnahmen zur Verbesserung der Personensicherheit, Massnahmen zur Sanierung und Ertüchtigung des Gebäudes sowie Massnahmen zur Verbesserung der Nutzung in einem Projekt zusammengefasst und koordiniert umgesetzt. Dabei entstehen ein einladender Eingangsbereich, eine neue Vorzone zum Landratssaal und mehr Sitzungszimmer. Nicht zuletzt geht es auch darum, die äussere Würde des Regierungsgebäudes im Innern wiederzufinden und die heute teils unglückliche, wenig zusammenhängende Gestaltung besser zusammenzuführen. In Übereinstimmung mit den Themen des Denkmalschutzes wird die Geschichte des Hauses weitergeschrieben und das Bauwerk für die nächste Generation «fit gemacht».
Nach Abschluss der Projektierung werden in den Jahren 2021 und 2022 die Bauarbeiten ausgeschrieben. Während dem Umbau in den Jahren 2023 und 2024 wird der Betrieb des Regierungsgebäudes an die Kasernenstrasse 31 in Liestal ausgelagert. Wo der Landrat während der Bauzeit tagen wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch offen.

Das Regierungsgebäude im Jahr 1950. (Foto: T. Strübin)