Naturnahe Gestaltung des Dittingerbachs
In einem Bogen umfliesst der Dittingerbach neu die Liegenschaften im Bereich Gattermatten in Dittingen, statt das Areal wie früher zu zerschneiden. Die Absicht einer Baulandumlegung sowie die kantonalen Pläne zur Strassensanierung und zum Hochwasserschutz hatten zu diesem Wasserbauprojekt geführt.
Dass der bisher 100 Meter lange, offene Bachabschnitt aufgrund des Projekts rund 30 Meter länger geworden ist, hat nur indirekt mit der Strassensanierung und dem Hochwasserschutz zu tun. Im Zuge dieser Arbeiten wird die Dole (Röhre) des Dittingerbachs unter der Hauptstrasse vergrössert, damit sie Wassermassen bewältigen kann, wie sie statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten sind.
Die gleiche Wassermenge muss der offene Bachlauf aufnehmen können, was über eine Absenkung und Verbreiterung des Bachbetts erreicht wurde. Das neue Gerinne fasst etwa 4,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde und damit mehr als das Vierfache der bisherigen Kapazität.
Um die Bauzone zu entlasten bzw. Bauland zu gewinnen, hatte der Kanton in der Planungsphase die Verlegung des Gewässers an die Hangkante angeregt. Die Gemeinde Dittingen führte daraufhin eine Baulandumlegung durch. An der Hangkante entstand eine neue Bachparzelle.
Die Bauarbeiten für die Bachumlegung dauerten von November 2017 bis Mai 2018. Der Dittingerbach erhielt ein neues, breiteres und um 30 Meter verlängertes Bett mit einer natürlichen Kiessohle. In einem zweiten Schritt wurden das Ufer begrünt, die beanspruchten Gärten instand gestellt und das alte Bachbett aufgefüllt. Seit der Umleitung entwickelt sich der neue Bachabschnitt auf natürlichem Weg und entsprechend der Witterung. Erst wenn er sich selber vollständig abgedichtet hat und das ankommende Wasser durchfliesst, kann die Bachumlegung als abgeschlossen betrachtet werden.

Die neu erstellte Betonmauer entspricht dem zukünftigen Auslaufbauwerk des eingedolten Dittingerbachs (Quelle: TBA).

Steinreihen stabilisieren die hangseitige Aussenkurve des Dittingerbachs (Quelle: TBA).
IM GESPRÄCH MIT PROJEKTLEITER JONAS WOERMANN
Frage: Herr Woermann, der neue Dittingerbach ist mehrheitlich in Stein gefasst. Entspricht dies der gängigen Bauweise?
Woermann: Das ist eigentlich nicht mehr zeitgemäss, hat aber einen triftigen Grund. Der Dittingerbach verläuft nun einem Gelände entlang, das sich bewegt. Deshalb mussten wir vor allem die Aussenkurve sogenannt hart verbauen, um genügend Stabilität zu erreichen. An anderen Stellen ist die Böschung begrünt oder durch Weidenfaschinen befestigt. Das sind mehrere Meter lange Bündel aus Weidenruten.
Frage: Welches Material haben Sie für die Blocksteine gewählt?
Woermann: Es handelt sich um Jura-Kalk. Das ist ein einheimisches, ortsbildtypisches Gestein. Sichtbar ist nur die Hälfte des verwendeten Materials. Wir liessen vier Reihen Blocksteine mit je 300 bis 500 Kilo Gewicht übereinander platzieren. Seit der Aufschüttung der Bachsohle sind davon noch zwei sichtbar. Die verdeckten Reihen dienen dazu, ein Unterspülen der Steine zu verhindern.
Frage: Die Umleitung vom alten auf den neuen Bachlauf verlief anders als geplant. Wo lagen die Herausforderungen?
Woermann: Das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Während des Aushubs im Januar und Februar 2018 fiel einiges an Regen, was die Arbeiten verlangsamte. Als wir das Wasser ab April 2018 zur Abdichtung des Bachbetts gebraucht hätten, blieb es aus.
Frage: Wie ist das zu verstehen?
Woermann: Ein neues Fliessgewässer benötigt ein paar ordentliche Regenfälle, die Geschiebe mit sich bringen, die Poren der Gewässersohle verschliessen und das Bachbett abdichten. Der Regen liess uns allerdings im Stich. Weil die Fischaufzucht weiter unten am Bach gefährdet gewesen wäre, entschieden wir uns, das wenige Wasser im neuen Bett zuerst durch eine Kunststoffröhre zu leiten, was nur teilweise funktionierte. Wir mussten den Unterlauf des Dittingerbachs abfischen. Nach einem grossen Gewitter im Juni 2018 entfernten wir die Röhre. In der folgenden regenfreien Zeit versickerte aber das Wasser trotzdem. Dies wird sich mit der Zeit auf natürlichem Weg regulieren – wobei ein kleines Fliessgewässer wie der Dittingerbach durchaus einmal trocken laufen kann.
Frage: Was waren die Ziele des Projekts?
Woermann: Das Projekt hatte einen dreifachen Zweck zu erfüllen: die Vorbereitung der Sanierung der Kantonsstrasse, das Bachprofil in diesem Abschnitt hochwasserschutztauglich zu machen und zusätzliches Bauland zu schaffen, dort wo die Baulinien bzw. die Mindestabstände zum Bach eine Nutzung des Areals verhindert hatten. Ich bin überzeugt, dass wir für Dittingen ein gutes, naturnahes und nachhaltiges Projekt realisiert haben.