| 31. Juli 2017

LUFTMESSSTATION AN DER AUTOBAHN IM HARDWALD – NICHT NUR FÜR BASELLAND INTERESSANT

Hans Rudolf Moser, Lufthygieneamt beider Basel

DIE LUFTMESSSTATION AN DER A2 IM HARDWALD IST ERNEUERT WORDEN. SIE IST TEIL EINES MONITORINGS IM AUFTRAG DES BUNDESAMTES FÜR UMWELT. ENTLANG DER ALPENQUERENDEN TRANSITACHSEN A2 UND A13 ÜBERWACHEN SEIT 2003 FÜNF WEITERE STATIONEN DIE LUFTQUALITÄT UND DIE LÄRMBELASTUNG. ZIEL DER SCHWEIZERISCHEN VERKEHRSPOLITIK IST ES, DEN ALPENQUERENDEN GÜTERVERKEHR AUF DER STRASSE AUF MAXIMAL 650‘000 FAHRTEN ZU REDUZIEREN (ALPENSCHUTZARTIKEL).

Station A2 Hard – in neuem Kleid
Wer mit dem Auto auf der A2 in Richtung Basel fährt, dem ist vielleicht auf der rechten Seite nach dem Schweizerhalle-Tunnel ein Container aufgefallen, der auffällig mit rosa Vögeln bemalt ist. Dies ist die Luftmessstation Muttenz A2 Hard. Sie steht seit Sommer 2002 an dieser Stelle. Der ursprüngliche Messwagen ist im November 2016 durch einen neuen Container ersetzt – und neu bemalt worden. Finanziert wurde diese Erneuerung (wie auch der Betrieb) vollumfänglich durch das Bundesamt für Umwelt, da die Station A2 Hard Teil eines Bundesprojektes ist.

Mit der Station A2 Hard wird die Luftbelastung direkt an der Autobahn gemessen. Dieser Autobahnabschnitt gehört zu den am stärksten befahrenen Strassen in der Schweiz. Im Schnitt waren es im Jahr 2015 täglich 132‘000 Fahrzeuge, davon zählten 9‘100 (sieben Prozent) zum Schweren Nutzverkehr (Lastwagen, Busse). Dieser Autobahnabschnitt ist Teil der Transitachse durch die Alpen.

Blick auf die Luftmessstation Muttenz A2 Hard. Pro Tag fahren neben dieser Station 132‘000 Fahrzeuge durch, davon sind 9‘100 Lastwagen. (Quelle: LHA)

Alpenquerender Güterverkehr – Projekt MFM-U
Die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene ist ein Hauptanliegen der Schweizerischen Verkehrspolitik (Alpenschutzartikel). Zur Beurteilung dieser Verlagerungspolitik hat der Bundesrat seit Jahren ein Monitoring flankierende Massnahmen (MFM) aufgegleist. Mit 1,4 Mio. alpenquerenden Fahrten durch Schwere Güterfahrzeuge im Jahr 2000 war das Maximum erreicht. Im Jahr 2015 waren es noch 1 Mio. Fahrten. Grund für diesen Rückgang war neben der Einführung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) auch die wirtschaftliche Abkühlung in Italien. Das Verlagerungsziel, welches im Jahr 2018 zu erreichen wäre, beträgt 650‘000 Fahrten, es wird also noch weit überschritten. Die Gesamtmenge der durch die Alpen transportierten Güter betrug im Jahr 2015 39 Mio. Tonnen, wovon ein Drittel auf der Strasse und zwei Drittel auf der Schiene erfolgten. Aufgrund der Eröffnung der NEAT Ende 2016 sollte sich dieses Verhältnis noch weiter in Richtung Schiene verschieben.

Neben den statistischen Erhebungen zu den Gütertransporten auf Schiene und Strasse ist in diesem Projekt auch die Beobachtung der Entwicklung der Luftqualität (und des Lärms) ein wichtiger Aspekt (Projekt MFM-Umwelt). Damit wird die Umweltbelastung entlang der Transitachse beobachtet. Die Station A2 Hard ist bei diesem Monitoring die nördlichste Station an der A2. Weitere Stationen entlang der A2 sind Reiden (LU), Erstfeld (UR), Moleno und Camignolo (TI), sowie Rothenbrunnen (GR) an der A13. Damit werden die beiden Transitachsen durch die Alpen, Gotthard und San Bernardino abgedeckt.

Nebeneinander von Autobahn A2 und SBB-Trasse auf der Gotthardsüdrampe in der Leventina. Dieses Bild symbolisiert den alpenquerenden Güterverkehr auf Schiene und Strasse. (Quelle: BAFU)

Wie ist die Luftsituation an der Autobahn?
Die Luftbelastung an der Autobahn A2 im Hardwald ist zu hoch. Die Belastung durch Stickstoffdioxid (NO2) ist seit Beginn der Messungen nur leicht gesunken und mit 50 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3) wird der Grenzwert von 30 µg/m3 nach wie vor massiv überschritten. Etwas besser sieht die Situation beim Feinstaub (PM10) aus. In den Jahren 2003 bis 2016 ist die Feinstaub-Konzentration von 30 auf unter 20 µg/m3 zurückgegangen. Damit liegt die Belastung heute im Bereich des Grenzwertes. Der Feinstaub besteht allerdings zu acht bis 14 Prozent aus dem gesundheitlich bedenklichen Russ (Elementarer Kohlenstoff = EC), welcher aus dem Dieselverkehr stammt. Gemäss der Eidgenössischen Kommission Lufthygiene besteht für Russ deshalb grundsätzlich ein Minimierungsgebot. 

Der Verlauf der Luftbelastung ist an allen Luftmessstationen entlang der A2 und der A13 vergleichbar. Von der Höhe der Belastung liegen die beiden Tessiner Stationen etwa gleich hoch wie die Station A2 Hard. Reiden und Erstfeld sind weniger stark belastet. Einzig an der Station Rothenbrunnen A13 werden die Grenzwerte eingehalten, dort ist das Verkehrsaufkommen auch deutlich geringer.

Wie geht es weiter?
Das Umwelt-Monitoring MFM-U ist bis Ende 2019 gesichert. Über eine Weiterführung ab 2020 wird voraussichtlich Anfang Jahr 2018 entschieden. Mit der Eröffnung der NEAT Ende 2016 ist das Angebot für die Verlagerung des Schweren Güterverkehrs auf die Schiene verbessert worden. Allerdings wird der beschlossene Bau der zweiten Autobahnröhre am Gotthard auch Einfluss auf den motorisierten Verkehr nehmen. Es bleibt also spannend, wie sich der alpenquerende Güterverkehr – dessen Aufteilung auf Schiene und Strasse und dessen Auswirkungen auf die Umwelt - in Zukunft entwickeln wird.